Heimatverein Egestorf e.V.

Geschichte der St. Stephanus Kirchengemeinde Egestorf

 

In der Egestorfer Dorfmitte steht von Linden umgeben die St. Stephanus Kirche, eine typische Heide-Fachwerkkirche mit einem frei stehenden hölzernen Glockenturm. Als Hochzeits- und Taufkirche ist sie sehr beliebt, oft finden hier Konzerte statt. Besonders die Reihe "Musik in alten Heidekirchen" - bereits 1972 von Kantor Johann Weihnachten in der St. Stephanus KircheGrote ins Leben gerufen - wird in den Monaten Juli bis September von vielen Musikliebhabern besucht. Jährlich feiert die Kirchengemeinde Ende August den „Heidesonntag" mit Kranzniederlegung am Ehrenmal zum Gedenken der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege. Das Kircheninnere wird mit frisch gebundenen Heidekränzen geschmückt. Zum Kirchspiel gehören sechs die Dörfer Egestorf, Evendorf, Döhle, Nindorf, Sahrendorf und Schätzendorf.

 

Nachfolgend die wichtigsten Daten:
1337 Erste Erwähnung - Kauf eines Zehnten (Steuer) von Borstel in der Kuhle für die Kirche in Egestorf. Zu dieser Zeit befand sich die Mutterkirche in Salzhausen, in Egestorf stand nur eine Kapelle für Andachten (wahrscheinlich eine Marien-Kapelle),Trauungen, Taufen, Beerdigungen usw. fanden in Salzhausen statt.
1379 Urkunde des Bischofs von Verden (4.7.): Verlegung des Stiftungstages der Kapelle vom Tag der Maria-Magdalena auf den Sonntag davor. Aus diesem Kirchweihfest ging der noch heute bestehende Kram- und Viehmarkt im Oktober hervor.
1419 Selbstständige Kirchengemeinde Egestorf (Urkunde des Bischofs von Verden, 15.5.)
1419 40-tägiger Ablass zugunsten des Baus der Egestorfer
Kirche (Heinrich von Hoya, Bischof zu Verden, 25.5.); Bau einer neuen Kirche
1447 Endgültige Ablösung von der Kirche Salzhausen
1455 Herstellung der großen Glocke von Cord Frybusch (Lüneburg). Zu dieser Zeit stand wahrscheinlich schon der hölzerne Glockenturm, es sind keine Baudaten hierüber vorhanden.
1517 Beginn der Reformation,
1525 bereits Reformation in Egestorf
1527 Einführung der Reformation im Fürstentum Braunschweig-Lüneburg durch Herzog Ernst (der Bekenner).
1530 Erste evangelische Kirchenvisitation
1564 Bau der Schule und der Küsterei
1585 Stiftung eines Kelchs und einer Patene von der Familie Semmelbecker, einer Lüneburger Patrizierfamilie.
1622 Kauf von Pfannen und Steinen zum Bau einer neuen Kirche (eine große Leistung in den Notzeiten des 30-jährigen Krieges, in der alten Kirche drohte das Gewölbe einzustürzen).
1629 Kauf von Tannen, Bohlen und Dielen in Munster
1642 Brand des Pfarrhauses


In dem Buch „350 Jahre St. Stephanus Egestorf 1645 - 1995" kann man nachlesen: Fast 30 Jahre hat Pastor Sonnemann für den Neubau der Kirche gesorgt, geplant und gespart. Nun scheint er am Ziel zu sein, nun scheint er den Lohn für alle seine Mühen und Entbehrungen erhalten zu können. Es kommt der Herbst ins Land, die Zeit der Ernte, da erlebt er wieder eine furchtbare Enttäuschung. Denn mit dem Herbst brechen die „schwedische Armadi" ins Land. Er schreibt: „Weil dießmal die schwedische Armadi, umb die Zeit, da die kirchgelder sollten aufgenommen werden, im lande undt auch dieser örter lagen, alß kunte man kichengelder von den leuten nicht mächtig werden, alßo daß bis auf diesen 10. Tag des Mai des itzlauffenen Jahr konnte bekommen als 3 Mark und 11 Schilling". Wohl kommt im Laufe des Jahres noch manche rückständige Summe ein, aber der Bau der Kirche musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Und doch sollte der schlimmste Schlag gegen die Baupläne noch kommen. Die schwedischen Reiter dringen in das Pfarrhaus ein und belegen das ganze Haus mit Beschlag. Sie durchsuchen das Haus von oben bis unten, vom Boden bis zum Keller. Hier im Pfarrhaus vermuten sie mit Recht die gefüllte Kirchenkasse. Bislang war es dem Pastor noch immer gelungen, die Kasse so zu verstecken, dass die Soldaten sie nicht hatten entdecken können. Bislang hatte er allen Gewaltandrohungen, das Versteck zu verraten, mannhaft widerstanden. Wird es ihm auch gelingen, vor den gefürchteten schwedischen Reitern das Geld zu retten? Auch die Schwedischen finden es nicht. Aber dafür rächen sie sich bitter. Aus Wut und Enttäuschung stecken sie das Pfarrhaus in Brand. Vieles verbrennt, aber nicht das Geld und die Kirchenrechnung! Die Frage nach der „Reparierung" des Pfarrhauses war nun gelöst und der Neubau der Kirche war wieder in weite Ferne gerückt. Die für den Kirchbau vor zwanzig Jahren gekauften Baumaterialien mussten zunächst für den Bau des Pfarrhauses verwendet werden. Die arme Gemeinde, die an sich schon so schwer belastet war, musste nun auch noch die Gelder für den Wiederaufbau des Pfarrhauses aufbringen. Es scheint ausgeschlossen, dass der Pastor die Freude erlebt, eine neue Kirche bauen zu können. Und dennoch: Pastor und Gemeinde lassen sich nicht entmutigen! Die Gelder kamen durch die Opferwilligkeit der Gemeinde und sparsame Verwaltung zusammen.

 

1645 Erneuerung der Egestorfer Kirche
Ganz früh im Jahre 1645 werden die Verhandlungen mit den Baumeistern und Handwerkern zum Abschluss gebracht, und dann wird sofort mit dem Bau begonnen. Auf den 27. August 1645 ist eine Generalvisitation festgesetzt, dazu soll die Kirche fertig sein. Und wirklich, das Werk gelingt. Bis zu dem Tage ist die Kirche „zu werck" gerichtet. Wie die Kirche beschaffen war, berichtet das „Manuale:

„Unten ist ein dickes gemawer-werck mehrentheils von feldsteinen etwa 8 fuß hoch auffgemawert auff welchen das Holtzwerck mit gewöhnlichen wenden und fenstern verfertiget steht. Der bühne ist von querüberlegten balken und brettern gemacht.

Mit dem Neubau der Kirche wurde auch der Jahrmarkt wieder einmal verlegt, und zwar auf den 18. Sonntag nach Trinitatis (seit 1828 wird er, noch einmal verlegt, am 2. Montag nach St. Gallus abgehalten).


1646 Stiftung einer Taufschale
1659 Neuer Altaraufsatz (Hans Götterlein, Lüneburg, Bilder Johann Oelpken aus Salzhausen), neue Altarleuchter
1661 Deckenausmalung mit biblischen Bildern, Altaraufsatz „vermahlet"
1686 Große Glocke von 1455 umgegossen
1693 Erste Konfirmation
1694 Neubau des Pfarrhauses
1698 Neubau der Küsterei
1738 Erste Kirchturmuhr
1789 Wieder ein Pfarrhaus-Neubau
1805 Die Küsterei brennt ab
1847 Innenanstrich der Kirche in gelb-braun, Bilder übermalt !
1867 Bau der Furtwängler-Orgel
1867 Neue Stundenglocke
1872 Letzte Beerdigung bei der Kirche, neuer Friedhof am südlichen Ortausgang (heute „Philosophischer Steingarten")
1880 (ca.) Pflanzung von 37 Linden um die Kirche
1886 Einführung Pastor Wilhelm Bodes (15.8.)
1892 Umbau des Küsterhauses, Stiftung des Kelchs und Patene durch Chr. Rabeler
1895 Pastor Bode stiftet das Altarkruzifix
1902 Lehrer und Kantor Heinrich Schulz kommt nach Egestorf
1905 Altarwangen von Hermann Schlumbom geschnitzt
1910 Neue Kirchturmuhr, Anfertigung des Südtores durch Firma Husemann, Lüneburg Kauf von 2 Bildern: Abendmahl,Sterbender Christus (?, evtl. früher) Anschaffung eines Leichenwagens
1911 Gitterzaun um den Kirchhof (Schmiede E. Kreher, Schätzendorf)
1912 Nordtore (Schmiede A. Jäpel, Egestorf)
1916 Nordtür der Kirche (Tischlerei Schlumbom)
1917 Abgabe der Prospektpfeifen der Orgel zu Kriegszwecken
1920 Neue Stundenglocke
1922 Erneuerung der Prospektpfeifen der Orgel in Zink
1924 Friedrich Dahnke wird Pastor in Egestorf
1925 Einweihung des Ehrenmals an der Kirche, Jubiläum: Egestorf 400 Jahre evangelisch
1928 Silberne Abendmahlskanne und kupferne Taufkanne
1928 Kantor Heinrich Schulz geht in den Ruhestand, sein Nachfolger wird Lehrer Helmut Lehnberg
1929 Elektrische Heizung
1931 Restaurierung des Altaraufsatzes
1934 Restaurierung der Kirche
1944 Neuer Friedhof am Bahnhof
1944 2. Weltkrieg, Luftminenabwurf auf Egestorf - Zerstörung des Ortskerns, auch die Kirche wird schwer beschädigt
1954 Evendorf kommt zur Kirche Egestorf
1965 Wolfgang Dietze wird Pastor in Egestorf
1965 Abbruch des alten Pfarrhauses, Renovierung der Turmuhr
1967 Einweihung des neuen, jetzigen Pfarrhauses
1968 Neue Viertelstundenglocke, Neubau einer Friedhofskapelle auf dem „Neuen Friedhof" Egestorf-Waldsiedlung
1969 Einweihung der renovierten Kirche
1971 Johann Grote wird Kirchenmusiker und Diakon in Egestorf
1972 Neues Küsterhaus, Orgelrenovierung
1979 Neue Glocke von Vertriebenen des 2. Weltkrieges gestiftet
1983 Luther-Gedenktafel an der Nordseite der Kirche
1986 Anschaffung einer Chororgel
1988 Luther-Denkmal auf dem „Alten Friedhof", gestiftet von Fam. Schön
1995 350-jähriges Kirchenjubiläum
1998 Pastor Dietze geht in den Ruhestand, Renald Morié wird sein Nachfolger
2003 Pastorin Claudia Götte wird eingeführt
2007 Barbara Grey wird Pastorin in St. Stephanus

 

EDV-gestützter Abruf von Inventar- und Archivgut 

 

Die Bestände der Gemeinde Egestorf und des Heimatvereins wurden in einer umfangreichen Datenbank erfasst.


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