Heimatverein Egestorf e.V.

Egestorfs Erntefest

 

Auch in Egestorf feierte man bis in die 1960er Jahre im Monat September ein Erntefest mit Umzug, Volkstanzvorführung, Vorträgen und Tanz auf dem Saal. Zahlreiche Fotos hiervon werden im Archiv der Gemeinde Egestorf/des Heimatvereins aufbewahrt. Ein Bericht - wahrscheinlich aus dem Jahr 1950 - verfasst von der Egestorfer Lehrerin Bertha Schlumbom, lautet wie folgt:

Egestorf beging am Sonntag, dem 26. September, sein Erntefest, den „Arnhahn", den Tag des fröhlichen Dankes an alle Helfer in der Landwirtschaft. Im gut gestalteten Festumzug folgten der Erntekrone, die mit Bändern geschmückt war und inmitten einer Mädelgruppe getragen wurde, Wagen und Gruppen, die je einen Arbeitsgang im Erntejahr darstellten. Neben dem Vorreiter führte ein kleiner Junge auf einem Pony den Zug durch das Dorf. Sichtbar rollte das Bauernjahr an uns vorüber, von der Düngung über die Bodenbearbeitung und die Saat, über die Unkrautbekämpfung zur Ernte, auf den Feldern und in den Gärten.

 

Dieser sinnvolle Aufbau wurde besonders deutlich in der Aufstellung des Festzuges zur Feier auf dem Platz zwischen der Kirche, der Schule und dem Pfarrhause. Hier verband der Gestalter des Festteiles in gut gesetzten Worten tiefgehend und lebensnah die Sprüche der einzelnen Herstellungsgruppen und ließ damit noch einmal dieses besonders gute Erntejahr an uns vorüberziehen. Lieder junger Mädel und ein Bändertanz um die Erntekrone schlossen diese erhebende und eindrucksvolle Feier, die in ihrer Einmütigkeit und dem Ausdruck der Gemeinsamkeit nicht übertroffen werden konnte.

 

Auf Anregung der Gemeindeverwaltung erfreute uns nun die Schuljugend durch sportliche Übungen und Spiele. Unter der Leitung des Lehrers Schemm folgte auf der Festwiese ein buntes Bild dem anderen. Die Freiübungen, die durch Fähnchen ein besonders eindrucksvolles Bild boten, wurden durch Spiele der Kleinsten, Wettkämpfe, Eierlaufen, Sackhüpfen, Hindernisspiele, Bockspringen, Laufspiele und Tauziehen abgelöst. In aufmunternden Worten dankte der Bürgermeister (Anm.: Friedrich Schlüschen) den Kindern für Leistungen und die Ausführungen kleiner Aufträge, die sie über ihre Lehrer im Dienste der Gemeinde taten. Als Belohnung versprach er ihnen eine gemeinsame Kaffeetafel und freies Karussellfahren am Montag. Der häufige und reichliche Beifall und das Ergebnis der Sammlung für den Wohnungsbau in der Gemeinde (Anm.: Häuser für die Flüchtlinge) bewiesen, dass die Darbietungen viel Freude bereitet hatten.

 

Beinahe mehr als pünktlich fand sich die Kinderschar am Montag zum Karussellfahren ein. Die leuchtenden Kinderaugen in den frohen Gesichtern zeigten, wie dankbar die Kleinen den Tag genossen. Die gemeinsame Kaffeetafel im festlich geschmückten Saal (Anm.: im Gasthaus Soltau) wurde durch Lieder und Scherze verschönt, die von der Lehrerschaft und dem Bürgermeister vorgetragen wurden.

 

Damit hatten zwei Tage, erfüllt von dem Dank der Landwirtschaft an ihre Schaffenden und der tiefen Verbundenheit aller Stände und Schichten, ihren Abschluss gefunden. Wie hätte sich Pastor Bode gefreut, wenn er diesen Tag erlebt hätte, denn er hat einst seinen Egestorfern zugerufen: „Ihr seid nicht ein zufällig zusammen gewürfelter Menschenhaufen, sondern eine auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesene Gemeinschaft!"

EDV-gestützter Abruf von Inventar- und Archivgut 

 

Die Bestände der Gemeinde Egestorf und des Heimatvereins wurden in einer umfangreichen Datenbank erfasst.


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