Heimatverein Egestorf e.V.

Hügelgräber und archäologische Funde in der Gemeinde Egestorf


Wenn Spaziergänger auf den Wanderwegen an der Aue unterwegs sind, können sie viele Hügelgräber (Grabhügel) aus der mittleren und späten Jungsteinzeit entdecken. Die damalige Bevölkerung siedelte immer in der Nähe von Wasserläufen. Die Aue war wesentlich breiter, in Döhle Richtung Schafstall ist das Urstromtal noch sehr gut zu erkennen. In Egestorf wurde vor vielen Jahren auf Anregung von Karl Rosemann der Hügelgräberweg am Auweg angelegt. Hier kann man die eingefriedeten Grabhügel gut erkennen, sie sind wahrscheinlich leergeräumt. Es wurden bisher keine Ausgrabungen vorgenommen, an einem Grab sind nach Aussage des ehemaligen Kreisarchäologen Wulf Thieme der Eingang und eine Steinkiste sichtbar. Von den vorhandenen Grabhügeln ist eine spezielle Karte angefertigt worden. In früherer Zeit waren viele auf den Feldern, sie wurden achtlos umgepflügt. Sicherlich befanden sich darin   Grabbeigaben, sie wurden mitgenommen, später von Sammlern oder zufällig gefunden.  Teilweise sind sie an Museen weitergegeben worden. In unserem Dorfmuseum sind  Fundstücke aus der Stein-, Eisen- und Bronzezeit ausgestellt, sie stammen aus der Egestorfer und Schätzendorfer Schule, einige Teile sind auch von den Findern abgegeben worden. Das wertvollste Stück ist eine kleine steinerne Speerspitze. Alle Exponate wurden von Wulf Thieme begutachtet und die Daten an das für uns zuständige Archäologische Museum Hamburg (Helms-Museum Harburg) weitergegeben.


Es gab in der Gemarkung unserer Gemeinde sicherlich auch Hünengräber (Steingräber), drei sind im Spann (Lübberstedt) noch zu erkennen. Die großen Findlinge der Gräber wurden als Fundament für den Häuserbau oder als Steinmauer genommen. Nachgewiesen ist, dass viele Heide-Felssteine aus Hügel- und Hünengräbern für gutes Geld nach Hamburg für den Bau der Hafenkaimauern und sogar nach Holland für den Sperrdamm des Ijsselmeeres verkauft wurden.

  
In Sahrendorf entdeckte ein Landwirt ein Urnenfeld, hier fanden anschließend Ausgrabungen statt. Die „Winsener Nachrichten“ berichteten am 11. Juni 1912 hierüber:
„Ein großes Urnenfeld wurde vor einigen Tagen unweit Sahrendorf beim Umbrechen eines Heidplackens entdeckt. Das Feld, dem Hofbesitzer Louis Schlüschen gehörend, liegt jenseits der Aue rechts vom Wege nach Undeloh und ist von einem Kranz von Hünengräbern umgeben. Die Urnen, teilweise sehr nahe beieinander liegend, befinden sich etwa einen Fuß unter der Erdoberfläche und sind mit einem flachen großen Feldstein bedeckt. Mehrere tadellos erhaltene Urnen sind bereits ans Tageslicht befördert worden. Sie sind von verschiedener Form und Größe, enthalten aber nur Knochenreste. Jedenfalls wäre es sehr wünschenswert, wenn von wissenschaftlicher Seite dieser Entdeckung Beachtung geschenkt würde“.


Wulf Thieme befasste sich eingehend mit Hügelgräbern in unserer Gemeinde und schrieb unter anderem im Kreiskalender 1993:
„Aus alten Karten und durch Nachweis im Gelände lassen sich bisher 47 Grabhügel feststellen. Diverse Grabhügel zeigen Beschädigungen. Meistens handelt es sich um zentrale Eingrabungen, die angelegt wurden, um die Gräber auszuplündern. Sicherlich stammen manche der Felsgesteinsäxte, Flintbeile und Feuersteindolche, die in Museen und Privatsammlungen liegen, aus diesen Grabhügeln. Diese Steingeräte verraten, dass in der jüngeren Steinzeit um Sahrendorf eine rege Besiedlung geherrscht hat. Insbesondere die Menschen der Einzelgrabkultur haben hier gelebt und ihr Vieh an den Hängen und auf den Hochflächen geweidet. Einige größere Grabhügel scheinen jedoch aus der älteren Bronzezeit zu stammen. Doch sind bisher erstaunlicherweise keine bronzenen Schmuckstücke oder Waffen aus Sahrendorf bekannt geworden. Am Westrand des Dorfes sind schon vor 60 Jahren wenige braune Urnen der Jastorf-Kultur ausgegraben worden. Aus diesem Gräberfeld soll auch ein besonderer Gegenstand, ein eisernes Tüllenbeil kommen.“


Eine Urne mit Brand (Knochenresten) hat damals die Schätzendorfer Schule erhalten, sie ist heute in unserem Dorfmuseum ausgestellt. Auch Pastor Bode besaß eine Urne, sie stand auf seinem Schreibtisch und befindet sich jetzt im GENO-Archiv in Hanstedt. Diese Urne wurde 2010 bei der Pastor-Bode-Jubiläumsausstellung in Dresslers Hus von Wulf Thieme ausgemessen, abgezeichnet und der Inhalt untersucht. Er stellte fest, dass es sich um männliche Knochenreste handelt, es befanden sich darunter zwei eiserne Gegenstände, ein kleines halbkreisförmiges Rasiermesser und eine beschädigte gekröpfte Nadel. Die Urne datiert aus der älteren vorrömischen Eisenzeit, ungefähr im fortgeschrittenen 5. Jahrhundert v. Chr. - Pastor Bode besaß außerdem einige Teile aus Hügelgräbern, die er seinerzeit im Heidemuseum Wilsede ausstellte. Sie sind nicht mehr vorhanden.


Im Kreiskalender 2011 berichtet Wulf Thieme ausführlich über diese Urne und über die Ausgrabungen: „Immerhin scheint es als wahrscheinlich, dass Bode auf dem westlich von Sahrendorf gelegenen Urnengräberfeld tätig geworden ist. Das Landratsamt in Winsen hatte erreicht, dass der Bauer Schlüschen die Bearbeitung der Fläche vorerst einstellte, bis Pastor Bode aus seinem Urlaub zurückgekehrt sei, damit der wohl die Urnen berge.“ -  Gleichzeitig sagte der Museumsverein in Lüneburg eine fachgerechte Ausgrabung zu. Doch von einer Ausgrabung durch den Archäologen Linau oder seinen Nachfolger Schwantes gibt es keine Nachweise. Deshalb ist davon auszugehen, dass Pastor Bode nach seinem Urlaub in Sahrendorf aktiv geworden ist, mit dem Erfolg, dass wenigstens die in seinem Schreibschrank befindliche Urne gerettet werden konnte. Auch der VNP besitzt eine Urne, die wohl aus Sahrendorf stammt, sie steht im Heidemuseum Wilsede.

 

Pastor Bodes Sohn Wilhelm grub 1921 auf dem Urnenfriedhof westlich von Sahrendorf ein Tongefäß aus. Es wurde bei einer Haushaltsauflösung in Münster/Westfalen gefunden, ein Zettel wies auf die Herkunft hin. Wie ist die Urne dorthin gekommen? Die Vermutung ist: Wilhelm Bode wanderte 1922 nach Guatemala aus, wahrscheinlich hat er (oder sein Vater) die Urne an Prof. Thomsen, der aus Münster kam, verschenkt. Er war der Käufer des Totengrundes und auch Mitbegründer des Heidemuseums in Wilsede, arbeitete also eng mit Pastor Bode zusammen. Die Finder boten die Urne dem Helms-Museum in Harburg an, sie wurde dankbar angenommen.

 

Der Archäologe Wulf Thieme machte sich Gedanken, wo sie gefunden wurde und berichtet: „Als Fundplatz wird das Urnenfeld westlich von Sahrendorf auf einem etwas ansteigenden Hügel angegeben. Aber westlich ist dem Helms-Museum nur der Urnenfriedhof aus der vorrömischen Eisenzeit am Nathweg bekannt. Gut 100 m westlich steigt das Gelände deutlich zu einer Kuppe an, die beackert wird. Dieser Hügel kommt als Fundstelle infrage, eine andere Möglichkeit wäre auf der Anhöhe nördlich der Rothwiese. Das Alter der Urne wurde auf etwa 750 v. Chr. geschätzt, aber später stellte sich heraus, dass sie jünger ist und im 4. Jahrhundert n. Chr. getöpfert wurde. Der Inhalt (gebrannte Knochen) ist verloren gegangen.“

 

(Die Übernahme einzelner Passagen aus den Kreiskalendern 1993 und 2011 ist vom Autor Wulf Thieme genehmigt worden)

EDV-gestützter Abruf von Inventar- und Archivgut 

 

Die Bestände der Gemeinde Egestorf und des Heimatvereins wurden in einer umfangreichen Datenbank erfasst.


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