Heimatverein Egestorf e.V.

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 Weithin bekannt geworden ist Wilhelm Bode durch sein Wirken im Naturschutz. Schon früh erkannte er, nach eigenem Zeugnis angeregt durch seinen Vater, wahrscheinlich aber auch durch die 1904 erschienene Monographie Richard Lindes über die Lüneburger Heide, dass diese alte Kulturlandschaft durch die modernen Bewirtschaftungsmethoden und die Forstwirtschaft zu verschwinden drohte und dass diese Landschaft und besonders ihre markantesten Punkte, der Wilseder Berg und der Totengrund, bewahrt werden mussten. Schon 1906 konnte er mit Hilfe des Professors Andreas Thomsen aus Münster in Westfalen den Totengrund erwerben. Als 1909 in München der Verein Naturschutzpark gegründet wurde, gelang es, mit dessen Unterstützung auch den Wilseder Berg zu retten und dann in wenigen Jahren bis zum Ersten Weltkrieg die Grundlage für das erste großflächige deutsche Naturschutzgebiet zu schaffen. Die Naturschutzarbeit war kon-fliktträchtig. Die großen Grundbesitzer sahen ihre Rechte durch den Naturschutz beeinträchtigt.

Es gelangten auch Beschwerden über Bode an das Konsistorium: Von einem Verhältnis mit der Wirtin des Gasthofes „Zum Heidemuseum" in Wilsede und von gelegentlichem Alkoholmissbrauch war die Rede. Mit Sicherheit haben die Gegner des Naturschutzparks die Klagen, die über Bodes Lebenswandel an das Konsistorium in Hannover drangen, verschärft. „Wenn es dem Astpotheker (Meinecke) und Buchholz (in Döhle), die mich hassen, ... gelingt alles gegen mich mobil zu machen ... so ist klar, wie der Ausgang sein muss".

Am 5. März 1924 wurde der Egestorfer Pastor nach Abschluss eines Disziplinarverfahrens aus dem Pfarramt entlassen: „Der Angeschuldigte hat die Pflichten verletzt, die ihm sein kirchliches Amt auferlegt und durch sein Verhalten außer dem Amte sich der Achtung, des Ansehens und des Vertrauens, die sein Beruf erfordern, unwürdig gezeigt. Er wird dieserhalb mit Amtsenthebung bestraft", hieß es in dem Urteil. Eine vollständige Klärung der Angelegenheit ist heute nicht mehr möglich, da die Akten des Archivs der Landeskirche im Bombenkrieg 1943 verbrannt sind.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Pfarramt lebte Wilhelm Bode in Wilsede. Jetzt galt seine gan-ze Tätigkeit dem Naturschutzpark, der 1921 unter staatlichen Schutz gestellt wurde.
Als Bode, der „Heidepastor", wie er überall genannt wurde, am 10. Juni 1927 in Wilsede starb, ging die Nachricht durch viele der großen deutschen Zeitungen, seine Asche wurde auf dem Wilseder Berg verstreut.

Eine Charakteristik Bodes ist nicht einfach. Obwohl sein Amtssitz Egestorf weit von den Zentren des geistigen und politischen Lebens entfernt lag, obwohl die Verkehrsverbindungen dorthin mehr als dürftig waren, nahm Bode die Strömungen seiner Zeit mit feinen Antennen auf. Sicher trug dazu eine umfassende historische und sozialpolitische Lektüre bei. Zeitschriften gelangten ebenfalls ins Egestorfer Pfarrhaus. So war er gewiss mehr als die Amtsbrüder in seiner Umgebung von neuen Ideen beeinflusst. Es scheint, dass solche Ideen, sei es nun das Genossenschaftswesen, der soziale Fortschritt oder über viele Jahre seines Lebens der Naturschutz, ihn leicht begeistern konnten. Er war wohl häufig nicht der Urheber von Ideen, die er mit Leidenschaft verfocht. Seine Bega-bung, die große Durchsetzungskraft, befähigte ihn, das, was er aufgenommen hatte und was ihn begeisterte, zur Realität werden zu lassen. So war es im Naturschutz, als auch im Genossen-schaftswesen. Wahrscheinlich war seine Durchsetzungskraft auch mit einem Gefühl für Macht verbunden: An der Spitze stehen, die Richtung bestimmen, das wollte er. Seine Gegner oder auch nur diejenigen, die ihm so schnell, wie er vorwärts wollte, nicht folgen konnten, bekamen dann oft seinen Sarkasmus zu spüren, seine Freude an scharfen, oft verletzenden Formulierungen. Für ihn galt das Wort Thomas Manns, „der wahre Liebhaber des Wortes werde sich eher eine Welt ver-feinden, als eine Nuance opfern".

Während Bodes Wirken im Naturschutz unvergessen ist, kennen nur wenige sein Engagement im Genossenschaftswesen, dem er ein Jahrzehnt lang seine Kraft widmete und dem er bis zu seinem Weggang aus Egestorf verbunden blieb.

Schon im Juli 1885 hielt „Herr Schlüter, jun." in einer Versammlung des landwirtschaftlichen Ver-eins Jesteburg-Egestorf einen „durchdachten Vortrag über Raiffeisensche Darlehnskassen", wie es im Protokoll heißt. Zur Errichtung einer Kasse konnte man sich jedoch noch nicht entschließen. Das wurde zwei Jahre später anders. Nach einer neuen Diskussion über das Thema wurde beschlossen, Herrn Bürgermeister Raiffeisen zu Neuwied um Zusendung seiner Schriften „auf Kosten der Vereinskasse" zu bitten und den Wanderlehrer August Fricke (1848-1934) nach Egestorf einzuladen.

Der von der Königlichen Landwirtschaftsgesellschaft in Hannover zur Gründung von Genossen-schaften eingesetzte sogenannte Wanderlehrer Fricke hielt am 4. Januar 1888 vor der Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Vereins Jesteburg-Egestorf im Kruseschen Gasthaus in Egestorf einen Vortrag über ländliche Spar- und Darlehnskassen. Weil die Zuhörer „große Geneigtheit" zeigten, auch in Egestorf eine Spar- und Darlehnskasse zu gründen, nahm sich der seit 1886 in Egestorf als Pastor amtierende Wilhelm Bode „auf vielseitigen Wunsch" der Sache an und wurde zum Gründer des Egestorfer Spar- und Darlehnskassenvereins, wie die erste Firmenbezeichnung lautete. Die Egestorfer Spar- und Darlehnskasse, von Bode selbst als Vorsitzenden des Vorstandes und Rendant geleitet, entwickelte sich günstig.

 

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Die Bestände der Gemeinde Egestorf und des Heimatvereins wurden in einer umfangreichen Datenbank erfasst.


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